Donnerstag, 12. Mai 2011

Armes Europa

Armes Europa!

Frau Koch-Mehrin (inzwischen nur noch SKM genannt, herrlich, erinnert mich an meine Unternehmensberatungszeiten, wo auf die Kollegen auch nur mit ihrem Email-Kürzel Bezug genommen wurde, ist sie etwa skm@europa.eu?) in der Googleberg-Falle, die Dänen errichten wieder Grenzen, geheime Treffen über Aus- und Eintritte, finanzielle Um- und Ausfälle.
Armes Europa, von der einst Geliebten des Zeus zur häßlichen Nebenbuhlerin der neuzeitlichen Sarkozys. Wann kommen endlich mal wieder gute Nachrichten aus der EU-Zentrale? Schon klar, die Sensationsnachrichten lassen sich eher mit Katastrophenmeldungen schreiben, aber bitte, so langsam brauchen wir mal wieder Balsam für unsere malträtierten EU-Seelchen. Zum Beispiel:
"Maastricht Kriterien erstmals wieder von allen Mitgliedstaaten eingehalten"

Dienstag, 5. April 2011

Was ist eigentlich an der Elfenbeinküste los?

Was ist eigentlich an der Elfenbeinküste los?

Mir drängt sich das Gefühl auf, das neben all den Gaddafis und Fukoshimas - schlimm schlimm - ein Schauplatz massiv in den Hintergrund geraten ist. Und das trotz grausamer Verbrechen gegen die Menschheit, das Ausmaß scheint dramatisch zu sein.

Also ganz von vorne: was ist da eigentlich los, in der Republik Côte d'Ivoire?

Die Elfenbeinküste, eigentlich offiziell nur noch Republik Côte d'Ivoire genannt, liegt an der afrikanischen Westküste, im Osten angrenzend an Ghana, im Westen liegt Liberia, den Norden teilen sich Guinea, Mali und Burkina Faso. Sie ist augenblicklich das Zuhause für über 21 Millionen, vornehmlich junge, Menschen. Das mittlere Alter der Bevölkerung, gemessen am Median, ist unter 20, im Vergleich dazu klingt Deutschland mit einem Median von 45 fast wie kurz vor der Vergreisung.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts Teil von Französich-Westafrika, erlangte die Republik Côte d'Ivoire im Jahr 1960 die Unabhängigkeit. Bis zum Jahr 1999 sah das Land nur zwei Staatsoberhäupter, Felix Houphouët-Boigny, Gründer der „Parti Democratique de Côte d’Ivoire“ (PDCI), bis 1993 sowie Henri Konan Bédié, ebenfalls PDCI, der 1999 per Putsch vom Militär abgelöst wurde. 1999, leider generell ein schlechtes Jahr für das Agrarland, denn die Einbrüche der Kakaopreise trafen den Weltmeister im Kakaoexport besonders hart und stürzten das Land in eine tiefe wirtschaftliche und nach dem Militärputsch auch politischen Krise. Seit 2000 wird das Land von Laurent Gbagdo angefürht, doch die Stabilität hat sich seither nicht wieder eingestellt. Ganz im Gegenteil, motiviert durch ethnische Spannungen und den Zugang zu Ressourcen kommt es 2002 zu einem Aufstand der "Forces Nouvelles" Rebellen, die nun den Norden des Landes kontrollieren. Bürgerkrieg. Die UNO und Frankreich schicken daraufhin über 10.000 Soldaten, die für Ruhe und Frieden in der Region sorgen sollen. Frankreich ist es dann auch, das eine Teilung der Macht zwischen Gbagbo im Süden und den Forces Nouvelles, die immer noch den Norden unter ihrer Kontrolle haben, durchsetzt. Doch ein Ende der Auseinandersetzungen wird dadurch nicht hergestellt. 2004 wurde ein neuer Höhepunkt im Konflikt erreicht, als Gbagbo den Norden aus der Luft angreift, französische Soldaten kommen uns Leben, die Vergeltung dafür ist die komplette Zerstörung der Luftwaffe durch das Französische Militär.

2007 ein erneuter, nun bereits der Dritte, Versuch eines Friedensvertrags, doch diesmal scheint es erfolgsversprechend zu sein. Gbagbo und Rebellenführer Soro einigen sich und Soro wir neuer Premier, Gbagbo bleibt Präsident. Die Schaffung einer Pufferzone soll die Annäherung der gegnerischen Truppen des Südens mit den Forces Nouvelles im Norden erleichtern.

2010 dann, nach etlichen Verzögerungen, Präsidentschaftswahlen. Doch bereits die Vorbereitungen laufen alles andere als rund: Kandidaten werden nicht zugelassen, es werden Wähler systematisch von der Wahlregistrierung ausgeschlossen. Gbagbo geht als Sieger hervor, gefolgt vom Kandidaten der Opposition Ouattara. Eine Stichwahl soll die Entscheidung zwischen Gbagbo und Ouattara herbeiführen, doch die bringt nur noch mehr Chaos und Gewalt. Massive Unruhen begleiten die Stichwahl, es werden "Wahlempfehlungen" ausgesprochen und Urnen konfisziert.

Ouattara gewinnt die Stichwahl, doch der regierungstreue Verfassungsrat erklärt die Ergebnisse einiger Regionen für nichtig, wovon wiederum Gbagbo als nun - laut Verfassungsrat- neuer Sieger profitiert. Beide Kandidaten beanspruchen das Präsidentenamt und legen den Amtseid ab. Erneut bürgerkriegsähnliche Zustände in der Republik Côte d'Ivoire. Der UNO Wahlbeobachter erklärt das ursprüngliche Wahlergebnis für gültig, die Entscheidung des Verfassungsrat allerdings sei nicht nachvollziehbar, sodass der rechtmäßige Wahlsieger Ouattara heißen muss. Nun also auch die UNO gegen Gbagbo. Die Gewalt nimmt kein Ende, die gegnerischen Parteien liefern sich blutige Auseinandersetzungen.

Noch Ende 2010 beschließt die internationale Gemeinschaft Sanktionen gegen Gbagbo, es werden Konten eingefroren und Einreiseverbote ausgesprochen. Nachdem diverse internationale und nationale Bankfilialen schließen und gar die Börse dicht macht, wird die Republik Côte d'Ivoire von der wirtschaftlichen Ader abgekapselt.

Ende Februar 2011 scheint der Bürgerkrieg erneut auszubrechen, der Friedensprozess kommt zum erliegen. Abertausende Menschen flüchten vor der unberechenbaren Gewalt, die UNO spricht von mehr als 300.000 Flüchtlingen.

Anfang April dann der Schießbefehl der UNO für die Blauhelme, sie sollen weitere zivile Opfer verhindern. Gleichzeitig scheinen die Truppen von Ouattara immer weiter in Gbagbo-Gebiete vorzudringen. Ist ein Ende nun in Sicht?

Erstaunlich, wie in letzter Zeit neben den Mega-Nachrichten Fukoshima und Gadaffi die Unruhen und Verbrechen in der Republik Côte d'Ivoire untergegangen sind. Ein ganzes Land bricht auseinander, Tausende Menschen auf der Flucht, die internationale Gemeinschaft eingebunden und trotzdem sorgen sich alle nur um den FDP Parteivorsitz, die Evakuierungszone und die Gadaffikonten. Wo ist eigentlich der Elfenbeinküste-Liveticker???

Montag, 24. Januar 2011

Rosa Bernstein likes Rena Lange...sometimes

Also so ein bißchen oma-mäßig (oder Tanten-Stil) ist die Herbst-Winter 2011 Kollektion von Rena Lange ja schon, die gerade erst dem Modezirkus auf der Berlin Fashion Week vorgestellt wurde. Aber das ein oder andere Super-Schmankerl zeigte das Münchner Modehaus dann doch, zum Beispiel das:

Mittwoch, 19. Januar 2011

Barney's Version

Zum Glück war der Kinotag noch nicht beendet: Das teure Ticket musste sich schließlich bezahlt machen, weshalb ich mich in eine weitere Vorstellung geschlichen habe - ganz ohne zu wissen, was mich dort erwarten wird. Dort nämlich, im hinterletzten Saal des Multiplexes in der Spätvorstellung, sollte gleich das auf Mordecai Richlers Roman (anscheinend ein kanadischer Klassiker, wie ich mir sagen ließ) basierende, ganz zauberhafte Stück "Barney's Version" Augen und Ohren entzücken, die Tränendrüsen mal wieder so richtig ausspülen und das leichte Herz weichspülen, auf einer Reise durch das turbulente Leben von Barney (Paul Giamatti, der für seine fantastische Darbietung vor einigen Tagen erst mit einem Golden Globe ausgezeichnet wurde, verdientermaßen).

Barney also, die zentrale m- und drollige Figur (die Ähnlichkeit mit Wolfgang Thierse ist nicht zu übersehen), scheint so rein gar kein Glück mit den Frauen zu haben. Sein turbulentes Leben führten ihn durch wilde Zeiten im Rom der 70ger Jahre mit der tragischen Clara zurück nach Kanada, wo er mit der aufgedrehten Miss P. (Minnie Driver) anbandelt. Nur passt die Barney-Familie inklusive Alt-Cop und Neu-Gigolo Izzy (Dustin Hoffman), Barney's Vater, und der wilden Jugendfreunde so gar nicht in die eingestaubte, schwerkonservative Familie seiner Zukünftigen. Ausgerechnet auf der Hochzeitsfeier verliebt sich Barney unsterblich in die zauberhafte Miriam (die also nicht die Braut der Tages ist), die fortan das Objekt inniger Begierde werden soll.

Rückblickend auf die entscheidenden Momente im Achterbahnleben von Barney darf herzhaft gelacht, bitterlich geweint und gespannt mitgefühlt werden, wie aus dem sensiblen Junggesellen ein dreifacher mordverdächtiger Ehemann schweren Herzens wird. Taschentuchalarm hoch zehn, zumindest bei mir.

Hier entlang zum Trailer

Somewhere - Nowhere

Ach Mensch, es ist doch immer das Gleiche: man verabredet sich Tage zuvor fürs Kino und überredet Freunde, die eigentlich gar keine Lust haben ihren Feierabend in einem dunklen Raum zu verbringen, eingekuschelt in einen schläfrig machenden Polsterstuhl, umgeben von schmatzenden Popcornessern, um dann einen Softie-Film zu sehen. Ach so, bezahlen muss man natürlich auch dafür, und zwar plus Aufschlag fürs Multiplexkino. Und dann, nachdem man sich mit Trailer, Filmkritiken aus der Zeitung und Filmmusik im Vorfeld des Kinogangs auf ein unvergessliches Erlebnis eingestellt hat, geschieht es dann doch: Der grausame Fluch der Mittelmäßigkeit schlägt zu...und zwar "in your face" (sagt man hier irgendwie gern). Der Film emotional oszillierend und die Nulllinie, das eingeschmuggelte Bier schal und warm, die ebenfalls mitgebrachten Süßigkeiten bereits nach der Trailervorschau und vor Filmbeginn aufgegessen. Hm, und dabei fing doch alles so vielersprechend an.

Erfolgreicher als mit einem Goldenen Löwen aus Venedig kann ein Film eigentlich gar nicht starten, die Kritiker überschlugen sich. Der neue Streifen aus dem Hause Sofias Coppolas - "Somewhere". Außerdem gabs reichlich Unterstützung aus dem Coppola Clan. Papa Francis, Bruder Roman halfen beide fleißig bei der Produktion mit, hinzu kommt der musikalische Beitrag von den Lieblingsfranzosen Pheonix (auch hier bleibt alles in der Familie, Leadsänger Thomas ist nämlich Sofias bessere Hälfte)...was kann da eigentlich schief gehen?

Doch so einiges wie sich herausgestellt hat. Wer den Trailer gesehen hat, kennt die Story und sollte keine Überraschungen im Kino erwarten. Um einen Überblick zu geben, behelfe ich mir mit einem Zitat meines Kinositznachbarns Nico: "Ein first-world Film für Weiße, wo Leute Zeit haben sich zu langweilen". Gemeint ist Hauptdarsteller Stephen Dorff, Hollywood Schauspieler von Beruf - also auch im Film, der leicht lethargisch in den Tag hinein lebt. Das Essen kommt vom Roomservice, die Privatpoledance-Vorstellung findet im eigenen Schlafzimmer statt, jeden Abend eine andere Party, der schwarze Turbo-Ferrari ein Abbild seines dekadenten Lebensstils. Doch der arme Stephen ist trotz seines anscheinenden süßen Lebens, dem Reichtums und seiner Bekanntheit eine ziemlich einsame Socke, gefangenen im goldenen Käfig, unfähig auszubrechen. Wäre da nicht die zuckersüße Tochter Cleo, die Farbe und Heiterkeit in seinen mühsamen Star-Alltag (kleine Note von Zynismus) bringt. Das war auch eigentlich schon die Geschichte, besser wirds leider nicht mehr, schlechter allerdings auch nicht. Klar, alles Absicht, sagt Frau Coppola, die Nüchternheit des Films sei ja gerade das Highlight. Hää?

Ach Menno, so schade! Ja ja, fotografisch und cinematografisch wars schön, dramaturgisch aber dafür nur mittelmäßig. Nachdem ich Marie Antoinette und Lost in Translation gierig verschlungen habe, hab ich hier eher anstandsmäßig ausgehalten. Wo waren all die verrückten und besonderen Charaktere, mit Ecken und Kanten, mit überraschenden Ausbrüchen von Abenteuerlust und Neugierde, die ich mir so sehnlich gewünscht habe und die ich in den vergangenen Filmen kennenlernen durfte? Und dann spielte die Geschichte noch nicht einmal an einem aufregenden Ort mit allerhand Kuriositäten wie bisher gewohnt, nein, wir befinden uns im Moloch LA. Buhhh!!

Ganz so schwarzmalen will ich den Film dann doch nicht, er ist halt nur - ganz subjektiv - "nett" (und wie sagt man: nett ist der kleine Bruder von...), eben nicht so unterhaltsam wie erwartet. Was wahrscheinlich auch das Stichwort ist: die Erwartung. Die war leider so groß, das sie kaum zu erreichen war.

Foto: http://theajnabee.com/?attachment_id=6214

Montag, 1. November 2010

Erdos Number

Heute mal vor dem Schlafen gehen einen bezaubernden Radiolab Podcast gehört. Um mein Englisch weiterzubilden zum einen, um mein Gehirn nach all den seichten Aufgaben aud "der Arbeit" zu stimulieren zum anderen. Meine Wahl viel auf die Folge "Numbers". Klang schön abstrakt, so dass man danach auch ja behaupten kann was ganz Abgefahrenes gelernt zu haben. Neben Bendford's Law - auch sehr interessant/kurios - wurde die Erdos Number vorgestellt. Sie führt auf die eigentümliche Erscheinung des ungarischen Mathematikers Paul Erdos zurück. Der wiederum hat in seinem tief in die mathematische Wissenschaft versunkenen Leben (John Nash lässt grüßen, gell) die größte Zahl an wissenschaftlichen Publikationen einer Person im Bereich Mathematik ever vorzuweisen.

(Nur nebenbei für alle, die sich weniger für die akademischen als vielmehr für die boulevardischen Themen interssieren: Erdos, unverheiratet und kinderlos, koffein- und amphetaminabhängig, war unter anderem für sein Vagabuntenleben bekannt. Mit nur wenigen Habseligkeiten am eigenen Mann soll er bei Kollegen aufgeschlagen sein, diese mit einem "My brain is open" begrüßt haben und so dann - wie gesagt ohne Vorwarnung und so - Quartier bezogen haben. Weitere Errungenschaften: Über 15 Ehrendoktortitel, FBI-Akteneintrag, Verhaftung, Einreiseverbot in die USA - um nur einige zu nennen)

So jetzt aber wieder zurück zum Thema: Die Erdos Number beschreibt im Grunde den Abstand einer Person zur Autorschaft mit Paul Erdos. Direkte Koautoren erhalten die Erdos Number 1. Personen, die mit einer Person veröffentlichen, die die Zahl eins führt, erhalten die Zahl zwei, sind also zwei imaginäre Schritte von der direkten schreiberischen Zusammenarbeit mit dem Matheguru entfernt. (Wie sich nun jeder vorstellen kann: Meine Erdos Numer muss ziemlich groß sein...)

Klingt spannend dieser Typ - eine Mischung aus authistischem Genie und Weltenbummler -. Fand auch George Paul Csicsery, der kurzer Hand einen Film über Erdos Leben und Person drehte. (N Is a Number: A Portrait of Paul Erdős). Dies wiederum, und das ist nun wirklich der Abschluss des heutigen Artikels, führte dazu, dass Erdos - inzwischen leider verstorben - stolzer Inhaber der Bacon Number drei (Basierend auf der Distanz zu Kollaborationen mit All-Time-Romatikkomödien Held Kevin Bacon)

(Foto: http://www.umass.edu)

Sonntag, 31. Oktober 2010

Und natürlich Brasilien

Mit Dilma Rouseff und einem umwerfend charmanten Bild (Foto: jetfalcao.blogspot.com)
Auf welcher Seite sie gelistet wird: hmm, who knows.